Plakate, Sticker und Flyer

Plakate und Flyer sind Materialien mit einem besonderen historischen Wert: Sie ermöglichen Rückschlüsse auf das Szenegeschehen einer bestimmten Zeit, auf populäre Bands und Tourneen. Zudem machen sie Netzwerke zwischen Künstler*innen, Veranstalter*innen und Gestalter*innen deutlich und bilden Szeneästhetiken ab. Wer zum Beispiel wissen will, welche Berliner Beatbands in den 1960erJahren in welchen teilweise längst vergessenen Clubs auftraten, wird bei uns in der umfangreichen Plakatsammlung des Berliner Rock- und Poparchivs (BRPA) fündig. Der Bestand enthält etwa Konzertplakate aus den 1950er und 1960er Jahren und dokumentiert so die damaligen Berliner Skiffle-, Rock ’n’Roll- und Beatszenen.
In unseren Schränken finden sich aber noch viele weitere Plakate: Dazu gehören historische Poster von Punkkonzerten aus dem ganzen Bundesgebiet oder aktuellere Plakate aus der Berliner DIY-Punkszene. Auch aus der Technoszene haben wir große Bestände, so etwa Werbung für Paraden, Raves und Festivals. Außerdem beherbergen wir eine vollständige Sammlung von allen Plakaten des Berliner Clubs Mensch Meier. Ebenso finden sich Plakate aus der Graffitiszene und aus politischen Zusammenhängen in unserem Archiv.
Die Plakatsammlung wächst ständig an, auch weil unser Team selbst bei Veranstaltungen oder an Szeneorten sammelt. Neben den Postern finden sich unter den Großformaten unserer Sammlung auch etwa 50 „kritische Karten“ und Stadtpläne, welche zum Beispiel die Gentrifizierung in Kreuzberg 36 abbilden oder alternative Orte in Mexico City räumlich einordnen. Dazu kommen Lagepläne der Loveparade oder ein Grundriss des Beatclubs Riverboat.
Über die Jahre haben sich im Archiv mehrere zehntausend Flyer aus Berlin sowie aus anderen deutschen Städten und dem Ausland angesammelt. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Technoszene ab den späten 1980er Jahren. Dazu gehören zum Beispiel Flyer von Partys in den ersten Berliner Clubs wie dem UFO oder Planet oder von den ersten Tekknozid-Raves. In weiteren Archivkisten finden sich kleinere Sammlungen von Flyern aus anderen Szenen, etwa aus dem Gothicbereich, oder auch Programmhefte einzelner Veranstaltungsorte wie dem Berliner Schokoladen.
Sticker sind ein wichtiges Kommunikationsmittel in Jugend- und Subkulturen, um Botschaften im öffentlichen Raum zu platzieren. Sie können politisch sein, Künstler*innen, Bands oder Clubs bewerben oder als Ausdrucksmittel von Graffiti-Künstler*innen genutzt werden. Das Archiv der Jugendkulturen bewahrt mehr als 4.000 Sticker in seiner Sammlung auf. Darunter sind Massenprodukte genauso wie selbsthergestellte Einzelstücke. Die ältesten Aufkleber stammen aus den 1970er Jahren und sind mit der Sammlung des BRPA ins Archiv gelangt. Alleine rund 2.500 Werbesticker kommen aus dem Hip-Hop, mehr als 800 Stück aus politischen Zusammenhängen, darunter z.B. die Recht auf Stadt-Bewegung, Antifa-Gruppen oder queer-feministische Kontexte. Dazu kommen mehr als 500 zumeist selbstgemachte Aufkleber aus der internationalen Graffiti- und Urban-Art-Szene.